Sagt Jussufow Nordic-Werften adé?

Wie das Wirtschaftsblatt (Wien) in seiner Ausgabe vom 29. Juli meldete, ist in Rußland ein heftiger Streit um die Vergabe von Frequenzen für ein Netz der vierten Generation entbrannt. Eine gewichtige Rolle spielt dabei der Sohn von Ex-Energieminister Igor Jussufow, Witalij, dem gleichzeitig die Nordic-Yards-Werften in Warnemünde und Wismar gehören. Im Juni dieses Jahres gründete Witalij Jussufow die Firma Osnowa Telekom, an der er 74,9 Prozent der Anteile hält (der Rest befindet sich im Besitz des russischen Militärs).
 
Mit MTS, Vimpelcom und Megafon wurde der russische Markt bis vor kurzem von einer Troika beherrscht, die nunmehr aber befürchten muß, den Anschluß zu verlieren: Die 4G-Frequenzen im Bereich von 2,3 bis 2,7 Gigahertz sollen an Neulinge auf diesem Geschäftsfeld vergeben werden: neben RusEnergo Telekom an eben jenes Unternehmen Osnowa.
 
Zu den jetzt in hiesigen Breiten bekannt gewordenen Geschäften des Nordic-Werfteigners Jussufow auf dem Mobilfunksektor erklärte heute der NPD-Fraktionsvorsitzende Udo Pastörs in Schwerin: „Hat sich Herr Jussufow innerlich schon von den Werften in Mecklenburg verabschiedet? Spielen deren Überreste nach dem Auslaufen der Transfergesellschaften überhaupt noch eine Rolle in seinem wirtschaftlichen Konzept? Oder ist an den Meldungen von Anfang Juli doch etwas dran, wonach die russische Staatliche Schiffbauholding OSK Interesse an einer Übernahme der Standorte angemeldet hat? Herr Jussufow wiegelte seinerzeit ab und erklärte, sich in Sachen Schiffbau hier im Lande langfristig engagieren zu wollen.
 
Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, doch nach den vielen Fehlmeldungen und Enttäuschungen der letzten anderthalb Jahre befürchte ich, daß wir einen gewaltigen Technologie-Transfer nach Rußland erleben werden, nachdem sich Patente und Konstruktionsunterlagen ja bereits in den Händen von Herrn Jussufow befinden.  
 
Wenn die rot-schwarze Landesregierung noch ein Fünkchen Verantwortungsbewußtsein für die verbliebenen Werftarbeiter in Wismar und Warnemünde hat, bestellt sie Herrn Jussufow ein und fordert von ihm eine Erklärung zu seinen vielschichtigen Unternehmungen. Oder wollen Ministerpräsident Sellering und Wirtschaftsminister Seidel weiter in der Rolle des Kaninchens vor der Schlange verharren?
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 05. August 2010