Landesamt versagt im Umgang mit Kulturgütern

Die drei bis zu 7000 Jahre alten und 12 Meter langen Einbäume waren 2002 bei Bauarbeiten in Stralsund geborgen worden. Ihr damaliger Zustand war außergewöhnlich gut. Bereits 2004 waren die wertvollen archäologischen Funde jedoch in einem Schweriner Depot des Landes verrottet. Der damalige verantwortliche Landesarchäologe Friedrich Lüth hatte es einfach versäumt, die maritimen Kulturschätze fachlich kompetent konservieren zu lassen. Darüber hinaus wurden die Wasserfahrzeuge, beim Einsturz der Decke des Lager-„Schuppens“ stark beschädigt.

Dies hätte vermieden werden können, da dem Land eine 60.000 Euro teure Gefriertrockenanlage zur Verfügung stand. Diese wurde extra für die Einbäume angeschafft. Genutzt wurde sie jedoch nicht. Die zufällige Prüfung eines Liegenschaftsvertrages mit einer jährlichen Miete in Höhe von 115 Euro, rückte den Skandal erst in die Öffentlichkeit.

Späte Landesvorsorge

Um Schadensbegrenzung ist nun das Bildungsministerium besorgt. Eiligst sicherte Ressortminister Henry Tesch (CDU) dem Landesamt für Kultur und Denkmalschutz für den Zeitraum von 2010 bis 2021 insgesamt 35 Millionen Euro zu. Tesch zeigte Aktionismus und ließ flugs eine Untersuchungskommission externer Fachexperten einsetzen. Nach dem vollmundigen Versprechen, die Expertenkommission werde bis Ende Mai der Landesregierung die Ergebnisse der Untersuchung vorlegen. Man darf jetzt schon gespannt sein.

Konzept gegen Kulturgutverfall

Im Antrag der NPD-Landtagsfraktion, Drucksache 5/2370, wird von der Landesregierung gefordert, die „lückenlose Aufklärung zum Verfall von archäologischen Kulturschätzen“ voranzutreiben. Es muß unverzüglich ein Konzept zum Erhalt von Kulturgütern auf dem Tisch. Des weiteren mußte sich die Landesregierung ein paar Fragen vom NPD-Abgeordneten Raimund Borrmann gefallen lassen:

„Warum werden trotz der großen Platznot archäologische Kostbarkeiten aus anderen Bundesländern konserviert? Stimmt es, daß hölzerne Überbleibsel einer mittelalterlichen Burganlage aus Hessen und Reste eines 600 Jahre alten Einbaums aus Sachsen-Anhalt noch immer in den Schweriner Konservierungstanks lagern, während gleich nebenan in der maroden Halle die Stralsunder Steinzeit-Einbäume zerbröseln?

Ist es richtig, daß noch vor drei Wochen die zerfallenen Holzreste mit der Folie von der Bergung umwickelt waren und ein Mitarbeiter berichten konnte: `Die wurden einfach nur auf den Boden gelegt und liegen gelassen`?

Warum ist die Landespolitik dazu übergegangen, die im Laufe der Jahre eingesammelten archäologischen Funde überwiegend durch ABM-Kräfte pflegen zu lassen und nicht durch ausgebildete Restauratoren?“
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 03. April 2009