Dr. Nieszery und das Problem mit der Zuordnung

Nein, beliebt machen sie sich nicht immer. Bauarbeiten können aufgrund zu untersuchender Bodenfunde schon einmal ins Stocken geraten. Und dennoch tut man den Archäologen unrecht, sie als Produktionsbremsen zu bezeichnen. Leisten sie doch für die Aufbereitung der sogenannten geschichtlichen Vorzeit nahezu unverzichtbare Dienste. Beim Erfassen und erst recht beim mühseligen Rekonstruieren von Schwertern, Tonkrügen oder Schmuckschnallen sind allergrößte Exaktheit und nötiges Fingerspitzengefühl gefragt. Und daß die Zuordnung stimmen muß, versteht sich von selbst.

Der SPD-Abgeordnete Dr. Norbert Nieszery gehört seit vielen Jahren zur besagten Zunft, der böse Zungen unberechtigterweise nachsagen, sich einer der "brotlosen Künste" verschrieben zu haben. Nieszery, der während seiner Zeit als BGS-Angehöriger (1977 bis 1984) das Abitur nachholte, studierte in Kiel u. a. Ur- und Frühgeschichte (1992 Promotion) und war in den frühen Neunzigern Abteilungsleiter des Amtes für Bodendenkmalpflege in Stralsund. Wieder gefragt: Exaktheit, Fingerspitzengefühl und – Zuordnung.

Aber: wenn’s im beruflichen Leben zumeist flutscht, muß das in anderen Bereichen des Lebens nicht immer so sein. Im politischen Sektor hat der SPD-Landtagsabgeordnete (seit 2002) und Vorsitzende des Innenausschusses Dr. Nieszery hier und da recht deutliche Schwierigkeiten, die richtige Zuordnung der Fundstücke auf die Reihe zu bekommen. Die im Vorfeld des G-8-Gipfels vorgenommenen Durchsuchungen bei extrem gewaltbereiten Zusammenhängen der linksautonomen Szene nahm er zum Anlaß, um zu behaupten: "Weder Hausdurchsuchungen noch untaugliche RAF-Vergleiche hätten dazu geführt, daß in den Gruppen der G-8-Gegner eine wirkliche Bedrohung auszumachen sei." "Die eigentliche Gefahr" komme vielmehr vom rechten Lager: So gebe es "Signale" für eine "Generalmobilmachung" der "Rechtsextremisten", um am 2. Juni in Schwerin "nicht einfach nur zu demonstrieren, sondern in erster Linie massiv zu provozieren."

Da knallt der gelernte Bundes-Bürger unter eifrigem Nicken die Hacken zusammen, um dann wenige Tage später vor der Realität eingeholt zu werden. Im Ohrensessel kauernd, überzieht ihn die "Macht der Bilder": In Rostock die üblen Ausschreitungen von über 2.000 vermummten "Antifa"-Chaoten mit 1.000 Verletzten (darunter über 400 Polizisten), in Berlin und einem Dutzend weiterer Orte friedliche nationale Bürgerinnen und Bürger, die nach den Verboten ihrer Demonstrationen in Schwerin und Ludwigslust spontane Aufzüge veranstalten – alles am 2. Juni 2007.

Nieszery verkrampfte in dieser für ihn unangenehmen Situation völlig, so daß es da nicht einmal ratsam gewesen wäre, ihn auf ein Grabungsfeld zu schicken. Sie wissen schon, wegen der Zuordnung. Die Einsatzleitung, erklärte er einer Pressemeldung seiner Fraktion zufolge, verfüge über "ein sorgfältig erarbeitetes, auf Deeskalation bauendes Sicherheitskonzept, das nicht stündlich modifiziert werden kann, nur weil es an der einen oder anderen Stelle zu schwierigen (!) Situationen gekommen ist. Das Verhalten von so vielen Menschen ist nicht minutiös vorhersehbar …". Wendig wie ein Aal, der schon in der Reuse zappelt, rang er sich auch noch einen dürren Gruß an Polizisten und gewaltfreie Demo-Teilnehmer ab, um sich dann noch "friedliche und phantasievolle Demonstranten und eine weiterhin deeskalierend wirkende Polizei" zu wünschen. Da hätte er an den volkstreuen Aufzügen teilnehmen sollen, doch Zuordnung muß sein - natürlich im Nieszeryschen Sinne: Bar jeder Kenntnis bezeichnete er die NPD als "unzumutbares Risiko", da sie an besagtem 2. Juni "illegale Aufmärsche veranstaltet und mit den Sicherheitsbehörden Katz und Maus" gespielt habe. Daß alle Deutschen sich unangemeldet und friedlich unter freiem Himmel versammeln dürfen, wie es das Grundgesetz gestattet, unterschlägt der mit pathologischen Beißreflexen gegen alles Nationale vorgehende Nieszery auf selbstherrliche Weise. Der Unfähigkeit zur richtigen Zuordnung auf einem bedeutsamen Gebiet, nämlich der inneren Sicherheit, können wir da nur mit einer Forderung begegnen: Räumen Sie Ihren Platz im Innenausschuß!
Quelle: www.npd-fraktion-mv.de Erstellt am Dienstag, 26. Juni 2007