Zeugenanhörungen mit Überraschungen

Bei der ersten Zeugenanhörungsrunde im Werftenuntersuchungsausschuss sorgten die Fragen von Udo Pastörs für eine Überraschung. Der ehemalige Werftengeschäftsführer Crede räumte ein, daß die Werft einen Jet über Jahre gemietet hatte, damit er von Bremerhaven (!) anreisen  und zu Verkaufsverhandlungen immer mal schnell nach Skandinavien oder Istanbul fliegen konnte.

Ob auch Gewerkschaftsfunktionäre das Flugzeug nutzen durften, wußte er nicht mehr, auch ein Flugdatenbuch liege nicht vor. Wer das Flugzeug – immerhin ca. 2,8 Millionen Euro Mietzahlungen - außer Herrn Hegemann sonst noch genutzt habe, sei ihm entfallen. Es dürfte interessant sein, herauszufinden,  wer alles mit dem Jet wohin geflogen ist.
 
In der zweiten Anhörungsrunde am Nachmittag hat der Ausschuß auf Initiative von Udo Pastörs den Finanzvorstand der Hegemann-Gruppe, Schmidt, aus dem Zuhörerbereich ausgeschlossen, da dieser als potentieller Zeuge noch geladen werden kann.
 
Die erste Auswertung der Zeugenaussagen ergab einige Widersprüche, so scheint auf jeden Fall deutlich zu werden, daß die Landesregierung viel zu leichtfertig mit den Steuermillionen umgegangen ist. Auch kristallisierte sich heraus, daß noch im Jahr 2009 allein die Peene-Werft ein Darlehen in Höhe von 15 Millionen Euro an die Bremer Vulkan Werft vergeben hatte. Des Weiteren erfolgte im Jahr 2009 noch eine Gewinnausschüttung in Millionenhöhe, obwohl die finanzielle Schieflage absehbar war.

Die Altparteien wollen die Probleme offenbar allein in der sogenannten Weltfinanzkrise sehen, es zeichnet sich aber ab, daß die beiden betroffenen pommerschen Werften von der Bremer Vulkan Werft regelrecht finanziell ausgesaugt wurden.

Auch kam bei der Zeugenanhörung heraus, daß Herr Hegemann die Ansicht vertreten haben soll, man müsse nur die richtigen Leute in der Politik kennen, dann würde man die Probleme lösen. Udo Pastörs sagte nach der ersten Zeugenanhörungsrunde: „Jetzt wird auch klar, warum Herr Hegemann keinen erfahrenen Wirtschaftsmanager, sondern einen ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten exponiert eingestellt hat. Es ist auf jeden Fall zu klären, in welchem Umfang dem Land die Steuermillionen abgezockt wurden. Hier sind etliche Probleme hausgemacht. Auch die horrend hohen Kosten für regelrecht sinnlose Gutachten haben letztlich dazu geführt, daß die Werften in Konkurs gehen mussten. Mit fragwürdigen Bilanzkunstgriffen, wie der „Verschmelzung“ der beiden Werften, wurde eine Bonität vorgegaukelt, die es in Wirklichkeit nicht gab.“
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 23. April 2013